Der Hauptgrund für diese erwartete Zinssenkung ist der neueste Rückgang der Inflation, die unter das 2%-Ziel der EZB gefallen ist. Die vorläufige Inflationsrate vom September lag bei 1,8 %, dem niedrigsten Stand seit über drei Jahren, was für eine Lockerung der Geldpolitik spricht. Diese Änderung der Politik wird voraussichtlich weitreichende Auswirkungen auf Währungen, Inflationstrends und die gesamtwirtschaftlichen Aussichten haben.
Europa: Zinssenkungen durch die EZB werden erwartet
Diese Woche wird erwartet, dass die EZB ihre Leitzinsen um 0,25 % senkt, was die dritte Zinssenkung im Jahr 2024 wäre. Da die EZB ihren Fokus auf die Bekämpfung schwächelnder Wirtschaftsindikatoren und eines sich abkühlenden Inflationsumfelds verlagert, folgt dies auf ähnliche Senkungen im Juni und September. Auch wenn die Zentralbank bei ihrer Sitzung im September noch auf einer restriktiven Linie verblieb, sprechen die neuesten Daten eindeutig für eine weitere Lockerung.
Zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren fiel die Inflation in der Eurozone im September unter das 2-%-Ziel der EZB und sank laut Eurostat auf 1,8 %. Darüber hinaus sank die Kerninflation, die die volatilen Lebensmittel- und Energiekosten ausschließt, auf 2,7 %, ein Zweijahrestief. Während die EZB versucht, die ins Stolpern geratene Wirtschaft zu stützen, hat diese Entwicklung die Erwartungen an eine aggressivere geldpolitische Lockerung gefestigt.
Viele Analysten erwarten nun einen schnelleren Zinssenkungszyklus, wobei der Zinssatz für Einlagen bis Ende des Jahres möglicherweise auf 3 % fallen wird, da sowohl die Inflation als auch das Wirtschaftswachstum nachlassen. Die Marktpreise deuten darauf hin, dass es im Oktober und Dezember jeweils zu einem Rückgang um 25 Basispunkte kommen wird. Darüber hinaus wird erwartet, dass die EZB ihren neutralen Zinssatz (schätzungsweise zwischen 2,00 und 2,50 %) nun bis Mitte 2025 erreichen wird, sechs Monate früher als bisher angenommen, so der aktualisierte Ausblick der Deutschen Bank.
Mögliche Auswirkungen auf den Markt:
- Aktienmärkte: Aktienmärkte reagieren in der Regel positiv auf Zinssenkungen, da niedrigere Kreditkosten die Wirtschaftstätigkeit ankurbeln und die Unternehmensgewinne stützen. Angesichts der Erwartung weiterer Senkungen könnten europäische Aktien kurzfristig davon profitieren.
- Anleihemärkte: Niedrigere Zinssätze führen zu geringeren Renditen und treiben die Anleihekurse in die Höhe. Für Anleger, die Anleihen halten, die in Zeiten höherer Zinssätze ausgegeben wurden, könnten ihre Bestände an Attraktivität gewinnen.
- Sparen und Kreditaufnahme: Kreditnehmer werden von den Zinssenkungen profitieren, da Hypotheken und Verbraucherkredite billiger werden. Sparer könnten jedoch geringere Renditen auf ihre Bankeinlagen erzielen, da die Zinssätze fallen.
Dennoch könnten steigende Energiepreise aufgrund geopolitischer Spannungen im Nahen Osten immer noch ein Aufwärtsrisiko für die Inflation darstellen. Sollte die Inflation wieder ansteigen, könnte die EZB einen vorsichtigeren Ansatz wählen.
EUR/USD Technische Analyse
Die Diskussion über eine Zinssenkung der EZB hat den EUR/USD-Wechselkurs getroffen und die meisten Gewinne seit Anfang August zunichte gemacht. Allerdings sind einige vorsichtige Käufe über 1,09 $ zu verzeichnen, da Händler das Potenzial für eine gemäßigtere EZB neu bewerten.
Wenn die EZB in ihrem Ausblick für die Wirtschaft der Eurozone zuversichtlich verbleibt oder einen aggressiven Ton anschlägt, könnte sich der EUR/USD von seinen neuesten Verlusten erholen. Ein Nachteil wäre, dass ein Schlusskurs unter 1,09 $ alle bullischen Signale zunichte machen und einer weiteren Schwäche des Paares Tür und Tor öffnen könnte.
Technische Analyse des DAX
Die Diskussion über Zinssenkungen der EZB wirkte sich auch positiv auf den DAX-Index aus. Die erste Zinssenkung am 6. Juni hatte nur geringe Auswirkungen auf den DAX-Kurs. Als jedoch der Optimismus hinsichtlich der Richtigkeit des Zeitpunkts zunahm, erreichte der DAX eine Woche nach der letzten Zinssenkung am 12. September eine Serie neuer Allzeithochs und setzt seitdem seinen Aufwärtstrend fort.
Der Index schwächt sich derzeit von den Höchstständen bei 19.635 ab und liegt auf dem Niveau von vor zwei Wochen. Ein erneutes Erreichen des Niveaus von 19.495 würde eine prozyklische bullische Tendenz erzeugen und den Index möglicherweise in Richtung der psychologischen Barriere bei 19.800 Punkten treiben.
Sollte der DAX jedoch unter 19.323 Punkte fallen, würde dies den aktuellen bullischen Trend ungültig machen und einen möglichen Rückzug nach sich ziehen.
Asien-Pazifik: Eine Untersuchung des chinesischen BIP und wirtschaftlicher Informationen
Nach der lang erwarteten Zinsentscheidung der EZB am 17. Oktober wird sich die Aufmerksamkeit dann auf die BIP-Ergebnisse Chinas für das dritte Quartal im asiatisch-pazifischen Raum richten, die am Freitag veröffentlicht werden sollen.
Die Wirtschaftsleistung Chinas ist ein entscheidender Maßstab für die internationalen Märkte, insbesondere für wachstumsempfindliche Rohstoffe wie Öl und Kupfer.
Das BIP-Wachstum Chinas im dritten Quartal wird voraussichtlich bei 4,7 % liegen und damit unter dem 5 %-Ziel Pekings. Dies wäre ein Rückgang gegenüber dem Wachstum von 5,3 % im ersten Quartal und verdeutlicht die anhaltenden Schwierigkeiten der chinesischen Wirtschaft trotz staatlicher Konjunkturmaßnahmen.
Neben dem BIP werden auch andere wichtige Wirtschaftsdaten, darunter Einzelhandelsumsätze, Anlageinvestitionen und Industrieproduktion, veröffentlicht. Da Ökonomen davon ausgehen, dass sich das BIP im dritten Quartal auf 4,6 % verlangsamen könnte, was die Notwendigkeit zusätzlicher Konjunkturmaßnahmen weiter unterstreicht, werden diese Daten genau beobachtet, um Hinweise auf eine weitere Verschlechterung der Wirtschaftslage zu erhalten.
Mögliche Auswirkungen auf internationale Märkte:
Eine schlechte BIP-Zahl würde weitere Fragen zur globalen Entwicklung aufwerfen, insbesondere in Europa, wo die Exportleistung stark von der chinesischen Nachfrage beeinflusst wird.
Wachstumsanfällige Rohstoffe wie Kupfer und Öl könnten volatiler werden, da eine schwächere chinesische Wirtschaft zu einer geringeren Nachfrage führen könnte.
Fazit
Die erwartete Zinssenkung der EZB wird diese Woche ein Schwerpunkt für die europäischen Märkte sein, während die BIP-Daten Chinas die wirtschaftliche Entwicklung im asiatisch-pazifischen Raum dominieren werden. Die Auswirkungen dieser Termine werden weitreichend sein und sich auf Währungen, Aktien, Anleihen und Rohstoffe gleichermaßen auswirken.
Investoren werden genau auf unerwartete Signale von Zentralbanken und Regierungen achten, insbesondere da die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone und China weiterhin Schwächen aufzeigen. Da wichtige marktbewegende Termine anstehen, dürfte die Volatilität in den kommenden Tagen erhöht verbleiben.
Mit freundlichen Grüßen,
Philip Papageorgiou