H2 2024 Aktienprognose: S&P 500, Nasdaq, Dow und DAX
Aktienprognose für Q3 2024 mit den wichtigsten Themen:
- In der Q2-Prognose warnte ich vor dem Rückschlagspotenzial, das sich bereits am ersten Tag des Quartals bemerkbar machte, nachdem der S&P 500 ein neues Allzeithoch erreicht hatte und dann einen Ausverkauf erlebte.
- Zudem hatte ich darauf hingewiesen, dass eine taubenhafte Fed und ein aktives Finanzministerium wahrscheinlich versuchen würden, den Rückschlag über die Zinssätze abzumildern. Dies ist ebenfalls eingetreten und hat dazu beigetragen, dass sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq 100 neue Allzeithochs verzeichneten.
- Vor allem der Dow und der Russell 2000 lagen zurück, was die Zwiespältigkeit der US-Aktienmärkte im Zuge des KI-Handels unterstreicht.
Aktien überwinden Rückschlag in Q2
Trotz eines bewegten Starts in Q2 erzielten sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq erneut ein starkes Quartalsergebnis. Wie bereits in der Prognose für das vergangene Quartal betont, stand die Tür für ein Rückschlagsszenario weit offen, und dieses Szenario zeichnete sich bereits kurz nach Beginn von Q2 ab. Einige Wochen lang sah es so aus, als seien Aktien ziemlich angeschlagen, und die Futures auf den S&P 500 fielen unter die psychologische Marke von 5.000 zurück.
Die Zinsentscheidung des Entscheidungsgremiums „Federal Open Market Committee“ (FOMC) vom 1. Mai führte dann aber zu den bekannten dovischen Tönen, was den Bullen half, wieder die Oberhand zu gewinnen. Daraufhin lenkte eine beeindruckende Gewinnbekanntgabe von NVDA die Aufmerksamkeit wieder auf das Thema KI, was dazu führte, dass sowohl der S&P 500 als auch der Nasdaq neue Allzeithochs markierten. Diese Entwicklung setzte sich im Juni weitgehend fort. Auffällig ist, dass der Dow zurückliegt, da NVDA nicht im Index enthalten ist, was eine gewisse Zwiespältigkeit nahelegt, die bald von Interesse sein könnte.
Zu Beginn von Q3 hat die Fed nach der Abschwächung der Zinssenkungsprognose bei ihrem letzten Zinsbeschluss jedoch einen gewissen Spielraum. Dies ermöglicht ihr, irgendwann in Q3 eine dovische Ausrichtung einzunehmen, um die Aktienkurse zu halten, ohne die Zinsen tatsächlich senken zu müssen.
Einer der Punkte, die zu Beginn von Q2 das Rückschlagspotenzial deutlich machten, war die Outperformance des S&P 500, während der technologielastige Nasdaq mit seinem höheren Beta ins Hintertreffen geriet. In einem wahrhaft expansiven Umfeld werden in der Regel die risikoreicheren Aktien (die ein höheres Risiko-Rendite-Szenario aufweisen) stärker gehandelt; dies war jedoch im letzten Quartal nicht der Fall. Im Augenblick ist allerdings genau dies zu erkennen, da die Nasdaq-Futures in stärkerem Maße neue Höchststände erreichen als der S&P 500.
Zu Beginn von Q3 haben die Bullen weiterhin die Kontrolle über den S&P 500 und den Nasdaq. Da sich die Fed zudem eine gewisse Handlungsfreiheit bewahrt hat, indem sie im Juni-SEP eine etwas falkenartige Haltung einnimmt, könnten etwaige Schwächephasen durch die Aussagen der Fed und eine taubenhaftere Tendenz des FOMC ausgeglichen werden.
S&P 500
Der S&P 500 verzeichnete einen turbulenten Start in Q2, was sich jedoch nach einer ausgedehnten Bullenbewegung zeigte, die sich rund um die Zinsentscheidung des FOMC im November entwickelt hatte. Während dieser Sitzung äußerte sich die Fed etwas taubenhafter als in der Vergangenheit, und das, nachdem Powell zuvor versprochen hatte, dass die Fed in ihrem Basisszenario für die US-Wirtschaft nicht mehr mit einer Rezession rechnet.
Der Rückschlag dauerte gerade einmal drei Wochen und markierte ein 23,6%iges Retracement des Bullentrends, der 2022 einsetzte und bis zum ersten Handelstag von Q2 andauerte. Die 127,2-%-Projektion des Rückschlags, die mit der 5.500er-Marke zusammenläuft, wurde bereits berücksichtigt. Die 161,8-%-Erweiterung dieser Bewegung liegt bei 5.627, und dies stellt einen wichtigen Widerstand für bullische Fortsetzungsszenarien dar. Darüber hinaus stellt 5.750 eine bemerkenswerte psychologische Marke dar, die im Bullenszenario meiner Einschätzung nach irgendwann in Q3 ins Spiel kommen könnte.
Insbesondere Ende Mai und bis Anfang Juni kam es zu einem Stillstand, sodass der bullische Breakout noch recht frisch ist. Dies unterstreicht zudem die Tatsache, dass der vorhergehende Widerstand intakt bleiben muss. Andernfalls riskieren die Bullen, die Kontrolle zu verlieren, was zu einem stärkeren Rückgang führen könnte. Sollte dies jedoch der Fall sein, könnte es geeignetere Schauplätze für eine Aktienmarktschwäche geben, wie etwa den Dow, auf den ich gleich noch eingehen werde.
S&P 500 Futures – Tageschart
Chart erstellt von James Stanley; Daten von TradingView
NASDAQ 100
Zu Beginn von Q2 bildeten sich im Nasdaq 100 zwei bärische Formationen heraus. Die erste war ein Aufwärtskeil und die zweite, deutlichere Formation war ein Doppeltop.
Die Doppeltop-Formation blieb am ersten Handelstag des Q2 intakt, selbst als der S&P 500 ein neues Allzeithoch markierte, was die bereits erwähnte Divergenz unterstreicht. Dies ist heute jedoch nicht der Fall, und zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels hat sich der Nasdaq von den Tiefstständen im April um beachtliche 14,46 % erholt, während der S&P 500 ein bescheideneres Plus von 9,08 % verzeichnet.
Der April-Tiefststand bildete sich kurz nach dem Abschluss der Doppeltop-Formation, und zu Maibeginn erlebte der Markt einen drastischen Tempowechsel. Dieser wurde durch eine taubenhafte FOMC-Sitzung am 1. Mai unterstützt, auf die zwei Tage später unter den Erwartungen liegende NFP-Daten folgten.
Dies ist ein eindeutiger Indikator für das KI-Thema, das die US-Aktienmärkte antreibt, wobei derzeit keinerlei Anzeichen dafür erkennbar sind, dass sich dieses Thema bald erschöpfen würde. Da wir kurz vor den Wahlen einen sehr zurückhaltenden FOMC und sinkende Renditen im Hintergrund sehen, kann das Argument für die Stärke von Tech-Aktien bestehen bleiben.
Bei den Werten beschreiten wir bereits Neuland, und die 20k-Marke ist bereits in greifbarer Nähe. Der aktuelle Widerstand liegt bei der 161,8%igen Erweiterung der Rückschlagbewegung von Q2, die 20k-Marke unmittelbar darüber. Dies ist eine wichtige psychologische Marke, bei der es einige Zeit dauern könnte, bis sie sich durchsetzt. Wenn es den Bullen jedoch gelingt, sich oberhalb dieser Marke zu bewegen, dürfte das nächste Augenmerk auf der 200%igen Erweiterung des Rückschlags in Q2 liegen, die bei 20.560 steht, woraufhin die Marke von 21k als nächstes ins Blickfeld rücken würde.
Nasdaq 100 Futures – Tageschart
Chart erstellt von James Stanley; Daten von TradingView
Dow Jones
Der S&P 500 und der Nasdaq notieren beide in der Nähe ihrer neuen Allzeithochs. Dies kann man vom Dow nicht behaupten, der weiterhin mit der 40k-Marke zu kämpfen hat, vor der ich in der Prognose für 2024 gewarnt habe.
Im Q2 kam es zu einem weiteren Test und Scheitern an dieser Marke, was bei den Dow-Futures sogar zu einem niedrigeren Allzeithoch führte. Der anschließende Rückschlag wurde zwar durch das 23,6-%-Retracement des Rückschlags in Q2 unterstützt. Die Erholung von dort war jedoch bisher nur schwach und wurde durch die Verkäufer, die den Widerstand verteidigten, wieder ausgeglichen.
Dies verdeutlicht meines Erachtens den aktuellen Aktienkursanstieg recht gut, denn die jüngste Rallye war weitgehend ein KI-gesteuertes Szenario. Dies muss jedoch nicht zwangsläufig ein Zeichen für Schwarzmalerei sein, sondern macht deutlich, dass diejenigen, die bullische Aktienszenarien ins Auge fassen, sich eher an die führenden Werte wie den Nasdaq oder vielleicht sogar den S&P 500 halten sollten. Folglich könnte der Dow bei bärischen Aktienszenarien ein attraktiverer Handelsplatz sein, den man verfolgen sollte.
Kommt es zu einem Rückschlag, gibt es bei den Dow-Futures im Bereich von 37.300 Punkten einen wichtigen Widerstand. Dieser stellt nach wie vor ein attraktives Unterstützungspotenzial dar, das ein wichtiger Test für den Index sein könnte, wenn er ins Spiel kommt.
Dow Jones Futures – Wochenchart
Chart erstellt von James Stanley; Daten von TradingView
DAX©
Die Europäische Zentralbank eröffnete Anfang Juni ihre Zinssenkungspolitik, und in der darauffolgenden Woche kam es zum größten Ausverkauf des DAX© seit mehr als zehn Monaten. Es besteht jedoch nach wie vor eine deutliche bullische Struktur, da der Index mit der Rallye der US-Aktien, die im November letzten Jahres begann, Schritt gehalten hat.
Zwar kann die Erwartung von Zinssenkungen ein großer Vorteil für Aktien sein, doch wirken sich Zinssenkungen allein nicht immer als bullischer Faktor aus. Die bloße Tatsache, dass die Zentralbank die Zinssätze anhebt (und die Anleiherenditen senkt), bedeutet, dass die Anleihekurse steigen. Dies kann für Händler und Fondsmanager ein Anziehungspunkt sein. Denn wenn Aktien angeschlagen sind, ist das Argument, einen Teil des Vermögens von Aktien in Anleihen umzuschichten, keine allzu schlechte Idee. Dies kann zu einer Abschwächung der Aktienkurse und einer Stärkung der Anleihen (und sinkenden Renditen) führen.
Die EZB scheint sich nicht zu sehr von der Fed abheben zu wollen und hat sich in Bezug auf künftige Zinssenkungen bedeckt gehalten, was den europäischen Aktien möglicherweise zugutekommt. Aber auch hier gibt es ein politisches Risiko, das den Ansatz einer bullischen Trendfortsetzung etwas erschwert.
Der DAX© verzeichnete zu Beginn des Handels im Jahr 2024 einen bedeutenden Widerstand, der bisher noch nicht erneut als Unterstützung getestet worden ist. Wenn dieses Szenario eintritt, könnte es sich als Moment der Wahrheit erweisen, der Aufschluss darüber gibt, ob das Potenzial für einen umfassenderen Rückgang besteht oder ob die Bullen zurückkehren, um die Unterstützung zu halten. Ich beobachte diese Unterstützung zwischen dem 76,4- und dem 78,6%-Fibonacci-Retracement der bullischen Bewegung von 2024, die vom Januar-Tief bis zum Mai-Hoch reicht.
DAX© Futures – Wochenchart
Chart erstellt von James Stanley; Daten von TradingView