GBP/USD H2 2024 Ausblick
- Einführung
- Erwartete Zinssenkungen
- Faktoren, die das GBP in H2 beeinflussen
- Faktoren, die den USD in H2 beeinflussen
- GBP/USD – technische Analyse
Einführung
GBP/USD hat sich in der ersten Jahreshälfte mit einem Anstieg von 1,3 % besser geschlagen als seine wichtigsten Konkurrenten. Die solide Performance des GBP beschränkt sich nicht nur auf Gewinne gegenüber dem USD. Auch gegenüber anderen wichtigen Währungen konnte das britische Pfund in H1 solide Gewinne verzeichnen. GBP/EUR stieg auf ein 22-Monats-Hoch, GBP/JPY erreichte seinen höchsten Stand seit 2008 und GBP/CAD verzeichnete ein 24-Monats-Hoch.
Trotz der Gewinne von GBP/USD in H1 bewegt sich das Währungspaar zwischen 1,23 und 1,2850. Zu Beginn von H2 zeigt der fundamentale Rahmen, dass die britische Wirtschaft mit gewissen Herausforderungen zu kämpfen hat. Diese könnten einen Abwärtsdruck auf GBP/USD ausüben, der jedoch für einen Breakout aus der festgelegten Spanne nicht ausreichen dürfte.
GBP/USD-Ausblick: Erwartete Zinssenkungen
Bei Redaktionsschluss Ende Juni rechnen die Märkte mit einer ähnlich starken geldpolitischen Lockerung sowohl durch die US-Notenbank als auch durch die Bank of England. Trotz mehrerer erwarteter Zinssenkungen zu Jahresbeginn liegen die Erwartungen nun bei zwei Zinssenkungen der BoE um 25 Basispunkte in diesem Jahr, möglicherweise im August und November. Unterdessen hat die US-Notenbank ihren Dot Plot nach unten korrigiert, um nur noch eine Zinssenkung in diesem Jahr anzukündigen, nachdem sie im März noch von drei Zinssenkungen ausgegangen war. Trotz der Fed-Prognosen geht der Markt weiterhin von zwei Zinssenkungen in diesem Jahr aus, nachdem die Daten zum US-CPI schwächer ausgefallen sind als erwartet.
Angesichts der guten Verfassung der beiden Volkswirtschaften könnte die Tendenz eher zu weiteren Zinssenkungen der BoE als zu US-Zinssenkungen gehen, was GBP/USD nach unten ziehen könnte. Dies dürfte jedoch nicht ausreichen, um einen Breakout aus der aktuellen Spanne zu bewirken.
Welche Faktoren beeinflussen das GBP in H2?
GBP/USD-Ausblick: UK-Wirtschaftsfaktoren
Im April ging die Inflation im Vereinigten Königreich auf 2,3 % zurück und näherte sich damit dem Ziel der BoE von 2 %. Mittlerweile zeigen die Daten auch, dass sich der dynamische Arbeitsmarkt zu verlangsamen beginnt. Die Arbeitslosigkeit ist auf 4,4 % und damit auf den höchsten Stand seit 2,5 Jahren gestiegen. Die Wirtschaft ist im April ins Stocken geraten, da die Erholung von der Rezession des vergangenen Jahres offenbar an Fahrt verloren hat.
Das Lohnwachstum und die Inflation im Dienstleistungssektor, welche die BoE genau im Auge behält, liegen jedoch nach wie vor bei 6 %. Vor einer möglichen Zinssenkung wir die BoE einen weiteren Rückgang dieser Zahlen abwarten wollen.
Zudem geht die BoE davon aus, dass sich der CPI in der zweiten Jahreshälfte um 2,5 % bewegen wird, da die Inflation im Energiesektor anziehen wird. Allerdings erwartet sie auch, dass der CPI im Dienstleistungssektor allmählich von 6 % zurückgehen und das Lohnwachstum im privaten Sektor in den kommenden Monaten auf 5 % sinken wird. Entwickelt sich die Inflation wie prognostiziert, sind zwei Zinssenkungen zu erwarten.
Quelle: Bericht der BoE vom Mai über geldpolitische Maßnahmen
Die Inflation im Dienstleistungssektor und das Lohnwachstum gefährden diese Prognose. Der Fachkräftemangel nach dem Brexit könnte selbst bei steigender Arbeitslosigkeit für ein kräftiges Lohnwachstum sorgen. Dies könnte zu einer Verzögerung der Zinssenkungen durch die BoE führen. Ein derartiges Szenario könnte Zinssenkungen hinauszögern und das britische Pfund stärken.
Das Wirtschaftswachstum im Vereinigten Königreich dürfte indessen schwach bleiben. Laut OECD wird die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs in diesem Jahr voraussichtlich um 0,4 % wachsen, was die schwächste Wachstumsrate aller G-7-Länder darstellt.
Über ein Viertel aller Hausbesitzer mit festverzinslichen Hypotheken wird bis Ende 2024 mit einem starken Anstieg der monatlichen Zahlungen zu rechnen haben, was die Verbrauchernachfrage in der zweiten Jahreshälfte beeinträchtigen könnte. Jüngste Daten zu den Einzelhandelsumsätzen waren schwach und könnten weiter sinken, da die Budgets der Haushalte geschrumpft sind.
GBP/USD-Ausblick: Politische Faktoren in Großbritannien
Zu Beginn von H2 kündigte Premierminister Rishi Sunak am 4. Juli Neuwahlen an. Die Labour Party liegt in den Umfragen vorn und es wird weitgehend erwartet, dass sie die Wahlen gewinnt, was für das britische Pfund ein gutes Ergebnis wäre. Ein unentschiedenes Parlament bei den Wahlen wäre das schlechteste Ergebnis für das britische Pfund.
Eine Labour-Regierung würde eine Abkehr von den Querelen bei den Konservativen bedeuten, die der traditionell marktorientierten Marke der Partei geschadet haben. Dennoch würde ein Machtwechsel den durch den Brexit verursachten Schaden nicht ungeschehen machen. In Anbetracht der schwachen Wachstumsprognosen und der Zusicherung der Labour Party, die Steuern nicht zu erhöhen, wird sich ihre Politik wahrscheinlich nicht allzu sehr von jener der gegenwärtigen Regierung unterscheiden. Folglich dürften sich die BoE und die erwarteten Zinssenkungen zumindest in diesem Jahr stärker auf das GBP auswirken als der Regierungswechsel.
Welche Faktoren könnten den USD in H2 beeinflussen?
GBP/USD-Ausblick: US-Wirtschaftsfaktoren
Bei Redaktionsschluss liegt die Inflation in den USA noch bei 3,4 % und damit deutlich über dem Ziel der US-Notenbank von 2 %. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor relativ solide, denn Mai wurden 272.000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft (Non Farm Payroll) geschaffen. Gleichzeitig liegt das Lohnwachstum bei soliden 4,1 %, obwohl die Anträge auf Arbeitslosenunterstützung Anzeichen für eine gewisse Schwäche erkennen lassen.
Das US-Wirtschaftswachstum ist nach wie vor stark, wenngleich es sich gegenüber dem letzten Jahr verlangsamt hat. In Q1 verzeichneten die USA ein Jahreswachstum von 1,6 % gegenüber 3,4 % in Q4 2023. Laut OECD wird für die USA bis 2024 ein Wachstum von 2,6 % erwartet – das stärkste Wachstum unter den G7-Ländern. Das ist ein erheblich stärkeres Wachstum, als im Vereinigten Königreich zu erwarten ist.
Der Ausblick für die US-Inflation ist zudem positiver als im Vereinigten Königreich. Im Rahmen der FOMC-Sitzung im Juni aktualisierte die US-Notenbank ihre Inflationsprognose und korrigierte ihre Prognose für die Kerninflation von 2,6 auf 2,8 % nach oben. Diese Aufwärtskorrektur erklärt im Wesentlichen, weshalb die Zentralbank ihre Haltung geändert hat und nur noch eine Zinssenkung in diesem Jahr prognostiziert.
Allerdings waren die jüngsten Daten volatiler. Verschlechtern sich die Wirtschaftsdaten in den kommenden Monaten, könnten die vom Markt erwarteten Zinssenkungen den USD nach unten ziehen.
GBP/USD-Ausblick: Faktoren der US-Politik
Am 5. November findet die Präsidentschaftswahl statt, wobei sich ein knappes Rennen zwischen Amtsinhaber Joe Biden und Ex-Präsident Donald Trump abzeichnet.
Der Markt dürfte die Kontinuität und Stabilität begrüßen, die eine zweite Amtszeit Bidens auf kurze Sicht mit sich bringen würde, sodass sich das Augenmerk auf die Fed und den Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen richten dürfte.
Bei Redaktionsschluss hat Trump jedoch einen leichten Vorsprung in den Umfragen vor Biden. Ein Wahlsieg Trumps könnte zu verstärkter Volatilität an den Finanzmärkten führen, insbesondere wenn dessen Regierung ihre protektionistische Politik wieder aufnimmt. In diesem Szenario könnte der USD von Safe-Haven-Strömen profitieren.
GBP/USD-Ausblick: Technische Analyse
Auf dem Wochenchart wird GBP/USD in einer Spanne zwischen 1,23 beim 100-Tage-SMA und dem Tief von 2024 und 1,2850 beim 200-Tage-SMA gehandelt. Der RSI ist ebenfalls neutral.
Zudem wird GBP/USD in einem symmetrischen Dreieck gehandelt und erholt sich von der steigenden Trendlinienunterstützung bei 1,23, die auch den Zusammenfluss mit dem 100-Perioden-SMA darstellt, um unter dem Widerstand der fallenden Trendlinie knapp unter dem 200-Tage-SMA zu handeln.
Ein bullischer Breakout könnte dazu führen, dass GBP/USD über die Marke von 1,2850 steigt und ein höheres Hoch bildet sowie in Richtung 1,3150 ansteigt, dem Hoch vom Juli 2022. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Ausblicks scheint ein Anstieg auf 1,3150 unwahrscheinlich.
Allerdings könnten die Verkäufer durch diese Entwicklung unterstützt werden und versuchen, den Preis zu drücken. Die Verkäufer müssen den 50-Perioden SMA bei 1,2570 überwinden, um die Verluste auf 1,23 zu erweitern, den 100-Perioden-SMA und das Tief von 2024. Vor dem Hintergrund des derzeitigen Ausblicks scheint ein Durchbruch unterhalb dieses Niveaus unwahrscheinlich.