H2 2024 Ausblick auf die Zentralbanken
Immer mehr wichtige Zentralbanken haben ihren geldpolitischen Kurs geändert. So senkte die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni den Leitzins um 25 Basispunkte. Nur die US-Notenbank hat es offenbar nicht eilig mit einer Änderung, da sie weiterhin die Inflation bekämpft.
Nordamerika
US-Notenbank
Das Entscheidungsgremium der Fed, das Federal Open Market Committee (FOMC), könnte vor den US-Wahlen an einer restriktiven Geldpolitik festhalten, da „die Inflationsdaten zu Jahresbeginn höher ausfielen als erwartet“. Zudem könnte die Zentralbank ihre geldpolitischen Absichten, die Forward Guidance, in den kommenden Monaten weiter anpassen, da Fed-Vertreter nun prognostizieren, dass „das angemessene Niveau des US-Leitzinses (Federal Funds Rate) am Ende dieses Jahres bei 5,1 % liegen wird“.
Quelle: FOMC
Die Aufwärtskorrektur des Dot Plots der Fed könnte zu einem sich wiederholenden Thema werden, da die Zentralbank bei ihren geldpolitischen Maßnahmen einen datenabhängigen Ansatz verfolgt. Zudem könnte eine zunehmende Zahl von Vertretern ihre Prognose für Zinssenkungen im Jahr 2024 zurückschrauben, da das FOMC „mehr gute Daten benötigen wird, um unser Vertrauen zu untermauern, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung 2 % bewegt“.
Gleichwohl scheint das FOMC nicht die Absicht zu haben, eine restriktivere Politik zu verfolgen, da das Gremium „bereit ist, die derzeitige Zielspanne für die Federal Funds Rate beizubehalten, solange dies angemessen ist“. Darüber hinaus dürften der Vorsitzende Jerome Powell und seine Kollegen die US-Haushalte und -Unternehmen weiterhin auf einen Wechsel vorbereiten, da die Zentralbank „entschlossen bleibt, die Inflation wieder auf unser 2-%-Ziel zu bringen“.
Spekulationen über eine Neuausrichtung der Fed-Politik könnten wiederum die Devisenmärkte beeinflussen, da die Zentralbank weiterhin niedrigere US-Zinssätze für 2024 prognostiziert. Das FOMC dürfte sich im Jahresverlauf seinen wichtigsten Amtskollegen anschließen, da „eine zu späte oder zu geringe Lockerung der Geldpolitik die Wirtschaftsaktivität und die Beschäftigung unangemessen schwächen könnte“.
Europa
Europäische Zentralbank
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erstmals seit 2019 die Zinssätze gesenkt, obwohl die Expertenschätzungen eine Aufwärtskorrektur der Inflationsprognose zeigten, und der EZB-Rat könnte angesichts des „allmählich nachlassenden Preisdrucks“ weitere Schritte zur Unterstützung der Wirtschaft unternehmen.
Der EZB zufolge dürfte die Inflation im Euroraum „in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres in Richtung unseres Ziels abnehmen“, und die Zentralbank könnte ihren Kurswechsel fortsetzen, da „die Risiken für das Wirtschaftswachstum kurzfristig ausgeglichen sind, mittelfristig jedoch eher abwärts gerichtet bleiben“.
Infolgedessen dürften Präsidentin Christine Lagarde und ihre Kollegen in den kommenden Monaten weitere Zinssenkungen vornehmen, obwohl es keine Forward Guidance gibt. Zudem bleibt abzuwarten, ob europäische Vertreter Maßnahmen ergreifen werden, um die Wirtschaft vor geopolitischen Risiken zu schützen, da „eine schwächere Weltkonjunktur oder eine Eskalation der Handelsspannungen zwischen wichtigen Volkswirtschaften das Wachstum im Euroraum belasten würde“.
Wochenchart EUR/USD
Quelle: TradingView
EUR/USD scheint eine potenzielle Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS) zu negieren, da sich das Währungspaar innerhalb der Spanne von 2023 hält. Der gescheiterte Versuch, sich über das März-Hoch (1,0981) hinauszubewegen, drängt jedoch den Wechselkurs zurück in Richtung des Jahrestiefs (1,0601).
Ein Schlusskurs unter 1,0610 (38,2 % Fibonacci-Retracement) könnte einen Test des Tiefs von 2023 (1,0448) zur Folge haben, aber EUR/USD könnte angesichts der Abflachung des 50-Wochen-SMA (1,0818) Range-gebundenen Bedingungen unterfallen.
Gleichzeitig versucht EUR/USD weiter, das März-Hoch (1,0981) zu testen, wenn das Währungspaar weiter über 1,0610 (38,2 % Fibonacci-Retracement) schließt, wobei der nächste interessante Bereich um 1,1070 (23,6 % Fibonacci-Retracement bis 1,1090 (38,2% Fibonacci-Erweiterung) liegt.
Asien/Pazifik
Bank of Japan
Unterdessen dürfte die Bank of Japan (BoJ) weiterhin nach ihren eigenen Regeln spielen, denn sie plant, ihre Käufe von japanischen Staatsanleihen (JGB) zu reduzieren, gibt aber kaum Einzelheiten über die bevorstehende Änderung ihres nicht standardisierten Instruments bekannt.
Dennoch könnte die BoJ ihre Politik weiter anpassen, da „die japanische Wirtschaft weiterhin mit einer Rate wachsen dürfte, die über ihrer potenziellen Wachstumsrate liegt“. Zudem könnten Gouverneur Kazuo Ueda und seine Kollegen in den kommenden Monaten eine restriktivere Haltung einnehmen, da „die zugrunde liegende CPI-Inflation allmählich steigen dürfte“.
Die BoJ scheint es jedoch nicht eilig zu haben, in einen Zinserhöhungszyklus überzugehen, da „nach wie vor große Unsicherheiten in Bezug auf die japanische Wirtschaftsaktivität und die Preise bestehen“. Gleichzeitig könnte der unterschiedliche Ansatz bei den geldpolitischen Maßnahmen die Devisenmärkte weiterhin beeinflussen, da die US-Notenbank die Zinssätze noch länger hoch halten wird.
Dennoch könnte die Gefahr einer Währungsintervention weiter bestehen, da das japanische Finanzministerium (MOF) offenbarte, dass sich seine Devisenmarktinterventionen im Zeitraum vom 26. April bis zum 29. Mai auf insgesamt 9.788,5 Mrd. JPY beliefen. Darüber hinaus könnten sich künftige Entwicklungen der großen Zentralbanken ebenfalls auf das Interesse an Carry Trades auswirken, da sich die Marktteilnehmer auf eine Chance bei (...) einstellten.
Wochenchart USD/JPY
Quelle: TradingView
USD/JPY dürfte sich weiterhin innerhalb der April-Spanne seitwärts bewegen, aber der Wechselkurs könnte dem positiven Verlauf des 50-Wochen-SMA (148,80) folgen, wenn er sich über der ehemaligen Widerstandszone um das Hoch von 2023 (151,91) hält.
Ein Durchbruch über das Hoch vom April (160,22) könnte einen Test des Hochs vom April 1990 (160,40) zur Folge haben, wobei der nächste interessante Bereich um das Hoch vom Dezember 1986 (163,95) liegt.
Gleichzeitig könnte ein Wochenschlusskurs unter 155,80 (Hoch vom Juni 1990) bis 156,40 (78,6 % Fibonacci-Erweiterung) USD/JPY in Richtung der früheren Widerstandszone um das Hoch von 2023 (151,91) zurückdrängen, wobei der nächste interessante Bereich bei 149,40 (100 & Fibonacci- Erweiterung) bis 150,30 (61,8 % Fibonacci- Erweiterung) liegt.