H2 2024 Bitcoin-Ausblick: Zyklus und Geldpolitik unterstützen bullische Tendenz

Wichtige Punkte zum Bitcoin

  • Bitcoin hielt sich in Q2 stabil im Bereich von 58-73.000 USD, da die Händler die große Rallye von Q1 verarbeitet haben.
  • Vor dem Hintergrund einer weltweit lockeren Geldpolitik und Bitcoins „Fundamentaldaten“, die weit unter den Spitzenwerten vergangener Zyklen liegen, dürfte die Kryptowährung ihren Höhepunkt in diesem Zyklus noch nicht erreicht haben.
  • Bitcoin wird sich weiterhin in einem längerfristigen Bullentrend befinden, solange er sich über seinem 50-Wochen-EMA hält, und ein bestätigter Durchbruch über 70.000 USD könnte den Weg für den nächsten Aufwärtstrend bereiten.

Bitcoin-Rückblick Q2 2024

Unser Bericht über den Bitcoin-Ausblick Q2 hatte den Titel „Reasons for Retreat Before Recovery“ (Gründe für den Rückgang vor der Erholung). Zwar lagen wir damit richtig, dass die Kryptowährung eine Atempause brauchte, aber inmitten des Bullenmarktes haben wir den 30–50%igen Abfall nicht ganz gesehen, den wir bei früheren Bitcoin-Halvings erlebt haben. Nachdem Bitcoin Anfang April bei 73.000 USD ein neues Rekordhoch markiert hatte, fiel er bis zum Ende des Monats auf ein Tief von unter 57.000 USD, was einem Rückgang von (bisher) 23 % entspricht.

Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte wird die entscheidende Frage für Händler sein, ob wir das Schlimmste des Rückschlags hinter uns haben oder ob wir ein stärkeres Retracement in Richtung 50.000 USD erleben könnten.


Bitcoin-Ausblick H2 2024: Zyklus und Geldpolitik unterstützen bullische Tendenz

Für alle, die unseren Bericht über den Ausblick Q2 gelesen haben, ist es wenig überraschend, dass das viel beschworene Bitcoin-Halving im April nicht zu einem sofortigen Anstieg des Bitcoin-Wertes geführt hat. Zur Erläuterung: Bitcoin-Halving bedeutet, dass die Menge an neuen Bitcoins, die an die Miner ausgezahlt wird, halbiert wird. Dies reduziert die Rate, mit der neue Bitcoins geschaffen werden, und verringert somit das Gesamtangebot an neuen Bitcoins, die auf den Markt kommen. Das Halving erhöht tendenziell die Verknappung und hat in der Vergangenheit zu einem Anstieg des Bitcoin-Preises geführt, wobei selbstverständlich nicht garantiert ist, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Jeder Bitcoin-Bulle wird Ihnen bestätigen, dass das Halving im Jahr 2024 die „Inflationsrate“ des Bitcoin-Angebots auf unter 1 % pro Jahr gedrückt hat, also weniger als der Hälfte der jährlichen Inflationsrate von Gold.

Ein Blick auf meinen Lieblingschart, den ich gemeinhin als „The Only Bitcoin Chart You'll Ever Need™“ (den einzigen Bitcoin-Chart, den sie jemals brauchen werden) bezeichne, zeigt, dass frühere Bitcoin-Halvings den Übergang von der (gelben) Erholungsphase nach der Bodenbildung in die (grüne) Phase eines ausgewachsenen Bullenmarktes markiert haben. Da Bitcoin als Anlageklasse weiter wächst, dürften wir in jeder Phase kleinere prozentuale Bewegungen sehen (d. h. eine 29-fache Rallye, wie wir sie 2016/2017 erlebt haben, würde Bitcoin über 2.000.000 USD bringen, was einer absurden Marktkapitalisierung von 40 Bio. USD entspräche), aber die zeitbasierte Projektion für einen etwa 1,5-jährigen Bullenzyklus bis Ende 2025 könnte immer noch eine Möglichkeit sein:

1 Bitcoin weekly chart

Quelle: TradingView, StoneX. Vergangene Renditen sind keine Garantie für die künftige Wertentwicklung.

Neben der reinen zyklischen Analyse gibt es makroökonomische und „fundamentale“ bullische Argumente für Bitcoin. Aus makroökonomischer Sicht werden die geldpolitischen Maßnahmen weniger restriktiv, da große Banken wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bank of Canada (BOC) in Q2 mit deutlichen Zinssenkungen begonnen haben. Zudem wird erwartet, dass die Bank of England (BOE) und die US-Notenbank bis zum Jahresende folgen werden, da die Inflation in den Industrieländern in Richtung der Inflationsziele der Zentralbanken fällt. Sollte die Entwicklung wie erwartet verlaufen, könnte die mögliche geldpolitische Lockerung als Unterstützung für Bitcoin dienen.

Auch die Menge an Fiatwährungen im System geht in eine eher ankurbelnde Richtung. „M2“ ist die Einschätzung der Fed zur gesamten Geldmenge, einschließlich des gesamten Bargelds, das die Menschen zur Verfügung haben, sowie des gesamten Geldes, das auf Girokonten, Sparkonten und sonstigen kurzfristigen Sparformen wie Einlagenzertifikaten (CDs) angelegt ist. Zum ersten Mal seit 16 Monaten ist das M2-Wachstum im Jahresvergleich positiv, was das Bitcoin-Narrativ des „harten Geldes“ bzw. des Schutzes vor der Abwertung des US-Dollars unterstreicht:

2 Bitcoin chartpng

Quelle: Bloomberg

Insbesondere in den USA wird der politische Hintergrund im Vorfeld der Wahlen im November in den Vordergrund rücken. Nach einer kurzzeitigen Verschiebung mit Unterstützung von Krypto-Assets, die Ende Mai in der Zulassung von Ether-Spot-ETFs gipfelte, ist die Biden-Regierung scheinbar wieder zur Skepsis gegenüber der Assetklasse übergegangen. Am letzten Maitag legte Präsident Biden sein Veto gegen den SAB121 ein, ein vorgeschlagener Regelsatz zur offiziellen Regulierung von Krypto-Assets, wobei der Präsident verkündete: „[M]eine Regierung wird keine Maßnahmen unterstützen, die den Schutz von Verbrauchern und Anlegern gefährden.“

Ex-Präsident Trump hingegen hat sich für die Branche ausgesprochen und in seiner typischen pathetischen Art verkündet: „Wir wollen, dass alle verbleibenden Bitcoins MADE IN THE USA sind!!! Das wird uns helfen, ENERGIEDOMINANT zu werden!!!“ In dem, was sich zu einer (weiteren) scharf umkämpften Wahl anbahnt, ist der kleine, aber wachsende Block der Krypto-Single-Issue-Wähler in den Fokus gerückt, und ein Trump-Sieg im November dürfte als unterstützend für Bitcoin und andere Krypto-Assets gewertet werden.

Unterdessen scheint die mit Spannung erwartete Ankunft des institutionellen „TradFi“-Kapitals zügig voranzuschreiten, wenn auch mit einer Einschränkung. Auf den ersten Blick sehen die laufenden Zuflüsse in Bitcoin-ETFs wie ein bullisches Zeichen für die älteste Kryptowährung aus:

3 Bitcoin spot EFT

Quelle: Farside Investors

Dennoch sind einige Analysten der Ansicht, dass diese Bewegungen von Anlegern künstlich aufgebläht sein könnten, die einen „Basishandel“ betreiben, bei dem sie Spot-ETFs kaufen und eine entsprechende Menge an Bitcoin-Futures verkaufen, um von der Konvergenz der Spot- und Futures-Preise bei geringem bis minimalem direkten Preisrisiko zu profitieren. Der aktuelle Anstieg des offenen Interesses an CME-Bitcoin-Futures, von denen ein Großteil auf der Short-Seite liegt, unterstützt diese Sichtweise.

4 Bitcoin CME futures open interest

Quelle: TradingView, StoneX

Letztlich werden die Bitcoin-Bullen künftige ETF-Zuflüsse sehen wollen, die nicht durch ein entsprechendes Short-Futures-Volumen ausgeglichen werden, um zu dem Schluss zu kommen, dass Satoshi Nakamotos Erfindung die weit verbreitete Investitionsbereitschaft erreicht, die für die langfristige bullische Prognose entscheidend ist.


Wieso Bitcoin wahrscheinlich noch kein Zyklustop erreicht hat

Längerfristig gesehen gibt es jedoch viele Indikatoren, die darauf hindeuten, dass wir sowohl zeitlich als auch preislich noch ein gutes Stück von einem Zyklustop bei Bitcoin entfernt sein dürften.

Der MVRV (Market Value to Realized Value) Z-Score, der den aktuellen Preis mit den aggregierten Kosten vergleicht, die für alle ausstehenden Bitcoin gezahlt wurden, hat sich von einem Niveau von < 1, das historisch den Boden des Bärenmarktes Anfang 2023 markiert, auf einen Wert im mittleren Bereich von 2 bewegt. Wie der obige Chart jedoch zeigt, haben sich frühere Zyklustops erst gebildet, als dieser Indikator ein Niveau von über 7 erreichte. Dies legt nahe, dass wir weit von einem langfristigen Top entfernt sein könnten (angesichts der begrenzten Aufzeichnungen des Verlaufs von Bitcoin ist es jedoch wichtig, daran zu denken, dass der aktuelle Zyklus möglicherweise nicht mit früheren Mustern übereinstimmt):

5 Bitcoin MVRV Z Score

Quelle: Glassnode. Vergangene Renditen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung.

Schließlich ist auch das Verhalten der langfristigen Anleger zu berücksichtigen. Wie wir bereits in vorangehenden Ausblicken festgestellt haben, versuchen diejenigen, die ihren Bitcoin länger als ein Jahr gehalten haben, nicht, das „schnelle Geld“ mit der Kryptowährung zu machen. Sie sind vielmehr „wahre Anhänger“ oder „HODLer“, die wahrscheinlich nicht verkaufen werden, sofern sie keinen wirklich großen Gewinn erzielen können.

Wie aus dem folgenden Chart hervorgeht, lag der Anteil von Bitcoin, der seit mindestens einem Jahr gehalten wird, zu Beginn des Jahres 2024 auf einem Rekordhoch von über 70 % und verzeichnete einen deutlichen Rückgang auf unter 66 % (Stand Ende Juni). Ein Rückgang von 4 % erscheint vielleicht verhältnismäßig gering, er entspricht jedoch einem marginalen Bitcoin-Angebot von fast 800.000. Solange diese Kohorte ihre Bestände weiter reduziert, wird sie das Potenzial von Bitcoin für eine größere Rallye in der zweiten Jahreshälfte begrenzen:

6 Bitcoin Supply Last Active 1 years ago

Quelle: MacroMicro.me

Natürlich gilt, dass die von uns in diesem Bericht hervorgehobenen Katalysatoren nicht unbedingt wie erwartet eintreten müssen oder in gewissem Maße vielleicht schon eingepreist sind. Daher sollten Sie beim Handel mit Bitcoin und anderen Krypto-Assets immer Vorsicht walten lassen. Wie immer ist es wichtig, eine breite Palette makroökonomischer und kryptospezifischer Kennzahlen im Jahresverlauf zu beobachten.


Technische Analyse Bitcoin – Wochenchart BTC/USD

7 Bitcoin chart

Quelle: TradingView, StoneX.

Auf dem längerfristigen Chart scheint sich Bitcoin gegenwärtig in einem bullischen Flaggenmuster zu konsolidieren. Wie schon der Name vermuten lässt, handelt es sich bei diesem Muster um ein bullisches Fortsetzungsmuster, das aus einer „Stange“ (dem großen vertikalen Anstieg von Q1 2023 bis Q2 2024), gefolgt von einer „Flagge“ (der bisherigen Konsolidierung in Q2) besteht.

Offen gesagt, ist der exakte Name des Musters nicht so wichtig wie die zugrunde liegende Psychologie hinter der Preisaktion: Ungeachtet der lang anhaltenden Aufwärtsbewegung gab es bei Bitcoin keinen nennenswerten Rückschlag, um kurzfristige Dips zu begrenzen. Der Breakout aus einer Flagge führt häufig zu einer starken Fortsetzungsbewegung nach oben, die potenziell die Länge der vorherigen Flaggenstange misst.

Folglich werden Händler genau auf einen bestätigten Durchbruch über 70.000 USD achten, um eine Fortsetzung in Richtung und über 100.000 USD in diesem Zyklus zu signalisieren. Ein deutlicherer Rückgang unter das Q2-Tief um 56.000 USD würde jedoch das Setup in Frage stellen und auf ein tieferes Retracement in Richtung des 50-Wochen-EMA bei 50.000 USD oder darunter hindeuten.

-- Von Matt Weller, Global Head of Research

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